Brauchtum in Besseringen
von Berthold Leistenschneider

Schon bei Besseringens Vorfahren gab es bereits die Veranstaltungen: Erntedankfeste mit Folkloretänzen und Umzügen, viele sportliche und kulturelle Veranstaltungen. Auch das innerhalb des Brauchtums gepflegte ,,Lehnenausrufen", daß leider seit vielen Jahren in Besseringen nicht mehr stattfindet. Und nicht zuletzt die Karnevalsveranstaltungen, die vom Publikum mit Begeisterung angenommen wurden.

In diesem Sinne, erlaubte sich Berthold Leistenschneider 1972, die Organisation zu einer Veranstaltung anderer Art vorzustellen. Mit gezielter Werbung programmierte er mit dem zu diesem Zweck gegründeten Organisationsausschuß, einen Sonderzug der Extra-Klasse den berühmte ,,Weinstraßenzug der Deutschen Bundesbahn", wozu man allein von Besseringen 386 Personen gewinnen konnte. Ziel war ein nicht unbekanntes Hotel der Gesellschaftspflege in Kobern-Gondorf mit dem berechtigten Namen: ,,Zum Ritter Ödö". Viele Besseringer erinnern sich heute noch gerne, oder auch einige nicht mehr gerne, an diese bewegte Karnevalsveranstaltung anderer Art.

Bei einigen Personen von Besseringen wurden dann wieder Fastnachts-ldeen lebendig. So entschließen sich Peter Austgen und Werner Biermann, stellvertretend für weitere Mitglieder des Reit- und Fahrvereins Besseringen, gemeinsam mit Berthold Leistenschneider, damals Vorsitzender des Schützenvereins Besseringen, nach relativ kurzer Vorbereitungszeit, einen Mini-Rosenmontagsumzug in Besseringen zu starten. Vereinsmäßig waren nur beteiligt die beiden Ortsvereine ,,Reit- und Fahrverein" sowie Schützenverein Besseringen. Da absichtlich keine Werbung vorausgegangen war, hatte diese willkommene Überraschung in Besseringen angenehme Folgen.

Das wiedergeborene Interesse, weitere Rosenmontagsumzüge in Besseringen zu organisieren, war so groß, daß man im Gasthaus Uder am Bahnhof, ein Komitee Besseringer Ortsvereine gründete. Berthold Leistenschneider mit Erwin Klein, für viele andere Damen und Herren stellvertretend zu nennen, übernahmen die Organisationsleitung. So konnte 1975, der erste große Rosenmontagsumzug mit Erfolg durchgeführt werden.

Dank einer späteren mit Genehmigung durchgeführten Haussammlung, durch das Komitee, gemeinsam mit vielen Ortsvereinen, konnte die finanzielle Grundlage geschaffen werden.

Durch anschließende Karnevals-Tanzveranstaltungen nach den folgenden Rosenmontagsumzügen, war die gewählte Schatzmeisterin des Komitees, Christel Lorenz, in der Lage, trotz immer höher gestiegenen Unkosten, die finanzielle Grundlage immer wieder zu sichern und viele Jahre hindurch zu verbessern. 1996 wurde der 22. Rosenmontagsumzug in Besseringen veranstaltet.

Heimat- und Linsenfest

Innerhalb des Komitees, wurde der Wunsch zur Gestaltung eines Heimatfestes laut. Dank der förderlichen Unterstützung des damaligen Ortsvorstehers Josef Bock, konnte das Ortskomitee unter der Leitung des Vorsitzenden Berthold Leistenschneider, 1980, das Heimatfest aus der Taufe heben.

Gemeinsam mit vielen Ortsvereinen, konnte 1980, am Samstagabend des ersten Heimatfestes, im großen Saal des Bürgerhauses, ein Heimatabend auf der Bühne veranstaltet werden.

Am Fest-Sonntag wurden dann erstmalig auf dem Bürgerplatz die Verkaufsstände Besseringer Ortsvereine, mit den Angeboten von Speisen aus Großmutters Küche und Getränken, zu volkstümlichen Preisen eröffnet. Natürlich spielte die Linsensuppe eine wichtige Rolle. Hier konnte auch erstmalig zugunsten der Aktion ,,Bürger in Not" gesammelt werden. Bereitgefunden hatte sich dazu Beatus Bohr in Frack und Zylinder, mittels eines Leierkastens die, wenn auch kleine Geldspenden in Empfang zu nehmen.

Das neugeborene Kind ,,Heimatfest", hat dann einen Eigennamen erhalten. Da schließlich die Besseringer mit dem Spitznamen ,,Linsenfresser" bedacht wurden, lag dem Ortskomitee nichts näher, als dem Heimatfest den berechtigten Eigennamen ,,Linsenfest" zu verleihen. Deshalb ab 1981 ,,Heimat- und Linsenfest".

Durch eine kurz vorausgegangene Heimatabendveranstaltung infolge eines Vereinsjubiläums, hatte das Ortskomitee gemeinsam mit den teilnehmenden Ortsvereinen beschlossen, 1981 bereits am Samstagabend ab 18.00 Uhr, das zweite Heimat-und Linsenfest auf dem Bürgerplatz zu eröffnen, was dann auch ein durchschlagender Erfolg wurde.

Ortsvorsteher Josef Bock hatte die wunderbare Idee, einfach kurzfristig, eine Linsenkönigin zum Heimat- und Linsenfest zu ermitteln. Zu ihrer Überraschung, denn sie wußte nichts davon, wurde Anneliese Bodem, damals Vorsitzende des Reit- und Fahrvereins Besseringen, auserwählt. Anneliese Bodem hatte bereits schon im Vorfeld den Text zum Besseringer Linsenfestlied geschrieben. Unterstützt durch den Fotoclub Besseringen konnte Ortsvorsteher Josef Bock 1981 Anneliese Bodem als erste Besseringer Linsenkönigin vorstellen und begrüßen.

1982 und 1983 wurden innerhalb des Ortskommitees Edith Heinrich als zweite und Christel Lorenz als dritte Linsenkönigin gewählt. Dies war auch als Dankeschön des Ortskommitees zu verstehen, für die vielen ehrenamtlichen Stunden, die die Damen zugunsten Besseringens geleistet hatten.

Mit Übereinstimmung des Ortskommitees veröffentlichte der Vorsitzende Berthold Leistenschneider 1984 erstmalig die Ausschreibung in der Presse, zur Bewerbung für das Amt der 4. Linsenkönigin. Beworben hatte sich Frau Rosemarie Patz, die auch als einzige Bewerberin gewählt wurde. Da sie aber nicht in Besseringen geboren war, mußte sie sich, wie das Brauchtum dies will der traditionsgemäßen Linsentaufe mit ,,Eilenbaacher Waaßer" unterziehen. Linsenkönigin "Rosemarie 1.", hatte auch erstmalig die ehrenvolle Aufgabe, innerhalb des Großen Bahnhoffestes, veranstaltet durch die Bundesbahn-Direktion Saarbrücken, im und vor dem Hauptbahnhof Saarbrücken, unseren Heimatort zu repräsentieren.

Die wesentlichsten Aufgaben der amtierenden Linsenköniginnen sind: ihren Heimatort Besseringen, innerhalb der Ortsveranstaltungen und über die Ortsgrenzen- oder auch über die Landesgrenze hinaus als Regentin zu repräsentieren. Hierzu gehört auch die Pflege zur Freundschaftsgemeinde ,,Linsengericht" im Hessischen Spessart sowie der angespornte sanfte Tourismus zugunsten unseres Heimatortes Besseringen zu fördern. Um einzelne Repräsentationen über die Landesgrenze hinaus, stellvertretend für viele andere vorzustellen: Teilnahme an historischen- und sonstigen Festumzügen, innerhalb der Freundschaftsgemeinde ,,Linsengericht", Teilnahme der Linsenkönigin ,,Gudrun 1.", an dem Saarländischen Abend im großen Bundeswehr-Krankenhaus in Ulm an der Donau, unter der Regie von Herrn Oberstleutnant Friedrich Jörger, Teilnahme der Linsenkönigin ,,Gisela 1.", an einer zweitägigen Sonderzugfahrt von Merzig nach Lindau und Bregenz am Bodensee, auch mit Vorstellung unseres Heimatortes Besseringen auf dem Bodenseeschiff ,,Ravensburg".

Gewählt wird die Linsenkönigin innerhalb einer großen Gemeinschaftssitzung des Ortskomitees mit den Vorständen der Ortsvereine. Die Verabschiedung der amtierenden Linsenkönigin sowie die Inthronisierung der neuen Linsenkönigin, erfolgt jeweils zu Beginn des Heimat- und Linsenfestes am Linsenfest-Samstagabend.

1996 wurde das 17. Heimat.- und Linsenfest proklamiert und die 16. Linsenkönigin ,,Claudia II." in ihr Amt eingeführt.

An dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön für die förderliche Unterstützung durch die Ortsvorsteher Josef Bock, Heinz Leinen und Nikolaus Lorenz.

B.Leistenschneider (1997)

Das "Linsenfest" findet jeweils am ersten Wochenende im September auf dem Bürgerplatz neben der Kirche statt.