Besseringen/Saar
Ortsteil der Kreisstadt Merzig
staatl. anerkannter Erholungsort
Partnergemeinde Linsengericht/Hess.

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St. Gangolf bei Besseringen/Saar - uralte Pfarrei, Kloster und Wallfahrtskirche

 

In den Saarwiesen am Montclairberg, kurz vor der Saarschleife, liegt am Nordrand des "Merziger Beckens" seit Jahrhunderten die alte Kloster- und Pfarreikirche "St. Gangolf".

Kloster und Hofgut St. Gangolf (2003)

Klosterkirche (2003)

Kloster und Hofgut St. Gangolf (alt)

Kloster und Hofgut St. Gangolf (2003)

Klosterkirche (2003)

Kloster, Kirche und Wohnhaus in den 1960ern

                                                                       

Über die Gründung der Pfarrei St. Gangolf, auf dem Bergrücken, der aus dem Saartal so gut einzusehen ist, liegen keine genauen Erkenntnisse vor. Erstmalige Erwähnung erfährt die Kirche in einer Urkunde aus dem Jahre 1230, als sie dem Kloster Mettlach eingegliedert wurde. Das Kloster entwickelt sich zu einem Seelsorgezentrum für die Region. Von hier aus missionierten Kirchenmänner die Umgebung.

Wahrscheinlich handelt es sich bei der Pfarrei und Kirche St. Gangolf um eine Gründung der Mettlacher Benediktiner um das Jahr 1000, denn die Benediktiner gehören zu den Verbreitern des Gangolfkultes. Der heilige Gangolf stammte aus einer burgundischen Hochadelsfamilie. Er war ein Mann Gottes und genoß bei seinen Standesgenossen und im Volk hohes Ansehen. Weil er seine untreue Ehefrau, entgegen damaliger Gepflogenheiten nicht verurteilte, setzte er für seine Generation ein Zeichen konsequent christlichen Handelns. Er gilt seither als der Martyrer der christlichen Selbstbeherrschung.

Zweiter Pfarrpatron ist der heilige Andreas, den die Dreisbacher Fischer zu ihrem Patron bestimmt hatten und dem ein Altar in der Kirche geweiht ist. Der heilige St. Gangolf spielte als Schutzpatron der Ehe und als Brunnenheiliger ein große Rolle. So wird dem Wasser des St. Gangolf-Brunnens in der Nähe der Kirche Heilkraft bei Augen-, Ohr-, Haut- und Darmerkrankungen zugeschrieben. Bis heute ist die Kirche St. Gangolf eine beliebte Heiratskirche, was sicher neben der romantischen Lage etwas mit dem heiligen St. Gangolf als Schutzpatron der Ehe zu tun hat.

Über die Pfarrei St. Gangolf ist während der Zugehörigkeit zur Abtei Mettlach bis ins 16. Jahrhundert nicht viel berichtet. Um 1560 gehörten zur Pfarrei die Orte Besseringen, Ponten, Schwemlingen, Dreisbach, Saarhölzbach und das Gebiet Montclair. Die Filialorte Saarhölzbach und Besseringen hatten zu dieser Zeit bereits eigene Kapellen (Saarhölzbach seit 1434; Besseringen seit 1497). Von 1802 - als die Abtei aufgehoben wurde - bis 1851 gehörte auch Mettlach zur Pfarrei St. Gangolf; Keuchingen ab 1815 bis 1851.

Aufgrund des Teilungsvertrages von 1778 gehörten die Orte links der Saar (Schwemlingen, Dreisbach) zu Frankreich, während der Rest der Pfarrei zu Kurtrier gehörte. Die Zugehörigkeit der einzelnen Orte zur Pfarrei St. Gangolf sollte in den folgenden Jahrzehnten noch mehrmals wechseln, bis Saarhölzbach (1803) und Mettlach-Keuchingen (1851) eigenständige Pfarreien wurden. 1775 wurde die Kirche an die Stelle der alten Kirche am Berghang gesetzt, weil eine vom damaligen Abt zu Mettlach gewollteVerlagerung des Kirchenbaues nach Besseringen-Ponten scheiterte. Am 01. September 1907 hielt der damalige Pastor Krayer den letzten Pfarrgottesdienst in der Kirche zu St. Gangolf. Danach zog die Pfarrei um nach Besseringen.

Klosterkirche mit alten Friedhofsgräbern
Auf dieser alten Aufnahme ist noch der Friedhof vor der Kirche mit alten Grabstätten zu erkennen.
Die Gräber sind längst eingeebnet.
Kreuzwegstation
14.Station des ursprünglichen Kreuzweges von Besseringen.
Sandsteinarbeit von Johann Bohr
Nach Restaurierung seit 2008 wieder in der Kirche St. Gangolf zu sehen.

Gedenkstein
Gedenkstein an die eingeebneten Gräber

Zu der Pfarrei St. Gangolf gehörte auch die "Pagodenburg" - das Schul- und Küsterhaus. Die "Pagodenburg" wurde 1745 (Jahreszahl im Türsturz eingemeißelt) vom Abteiarchitekten Christian Kretzschmar auf dem Fundament eines alten, baufälligen Schulgebäudes erstellt. Zur damaligen Zeit gehörten auch die umliegenden Dörfer, u. a. Besseringen und Schwemlingen zur Pfarrei St. Gangolf. Die Gemeinden finanzierten den Bau der "Pagodenburg", Auftraggeber waren allerdings die Mettlacher Mönche. Die Bezeichnung "Pagodenburg" entstand vermutlich in Anlehnung an süddeutsche Pagodenburgen mit ihren außergewöhnlichen Grundrissen. Auch die "Pagodenburg" in St. Gangolf weist einen solchen Grundriß auf: An einen achteckigen Mittelraum schließen sich in den Haupthimmelsrichtungen vier kleinere quadratische Räume in Pavillons an. Alle Räume haben ein eigenes Mansarden-Zeltdach. Der Grundriß erstaunt um so mehr, wenn man die Nutzung des Baues bedenkt. Hier handelt es sich nicht um ein Lusthaus, sondern um ein Schulgebäude. Weiter sollte es auch dem diensttuenden Mönch als Aufenthaltsort dienen, weil ein eigenes Pfarrhaus fehlte. Die Mönche wohnten als Ordensgeistliche im Mettlacher Kloster. Abgesehen von seinem Grundriß besitzt der Bau keine weiteren Besonderheiten und ist eher schlicht gestaltet.(Quelle: Ingrid Jakobs "Christian Kretzschmar - Steinhauer und Baumeister des 18. Jahrhunderts in Kurtrier")

Pagode St. Gangolf (1926)  Pagode St. Gangolf (2003)  
"Pagodenburg" von Christian Kretzschmar in St. Gangolf, heute Wohnhaus der Familie von Boch.

Nachdem der Umzug der Pfarrei nach Besseringen feststand, wurde das Gelände teilweise an die Familie von Boch verkauft, die ganz in der Nähe ihr Wohnhaus hatten. Der uralte Friedhof und das Kirchengrundstück (Kirche, Kirchenumgang und Kirchenzugang) verblieben aber lt. Unterlagen des Katasteramtes Merzig bei der Pfarrgemeinde Besseringen-Ponten und Dreisbach. Die Familie von Boch stellte das von ihr erworbene Gelände für den Neubau des Kapuzinerklosters zur Verfügung. Bauherr des Klosters war die Rheinisch-Westfälische Kapuzinerprovinz. Die Planung oblag Architekt Merchel aus Mainz, Substitut des Architekten Becker aus Mainz. Die Bauausführung hatte Baumeister Johann Melchior aus Fremersdorf. Baubeginn war im April 1900; ein Jahr später war das Haus bezugsfertig. Am Heiligen Abend 1974 zelebrierte Pater Eberhard als letzten Gottesdienst die Mitternachtsmette.

Blick in den Innenraum der Klosterkirche

Letzte Ruhestätte der Patres

Blick in den Innenraum der Klosterkirche

Blick ins Innere

Grabstätte der letzten Patres links neben der Kirche

Innenbereich

Zum 31. Dezember 1974 wurden die letzten drei verbliebenen Patres Eberhard, Wigbert und Kuthbert versetzt und das Kloster geschlossen. Im Herbst 1985 wurde das Klostergebäude (teilweise) abgerissen - nur ein kleiner Rest ist bis heute erhalten gebleiben.

Besitzverhältnisse in früherer Zeit:

St. Gangolf heute

Quelle: "St. Gangolf - eine alte Siedlung und Kultstätte an der unteren Saar" von Arthur Fontaine

Bis auf den heutigen Tag wird die Kirche als beliebte Heiratskirche von Brautpaaren aus der näheren und weiteren Umgebung gern benutzt. Der Pfarrer von Besseringen (oder auch ein beliebiger anderer Geistlicher) halten hier die Brautmessen ab und geben wie in alter Zeit dem Brautpaar und seinen Gästen ihren Segen.

Aus Anlass des 225 jährigen Bestehens der Klosterkirche feierten am 26.08.2001 die Gläubigen eine feierliche Bischofsmesse mit Herrn Weihbischof Dr. Felix Genn. Die Mitgestaltung hatte der Kirchenchor Cäcilia Besseringen übernommen.

Gangolf-Lied

Sankt Gangolf, unser Vorbild,
heut' loben wir dich gern.
Du liebst die Lebensquelle,
den großen Gott und Herrn.
Laß uns mit ganzem Herzen
verstehen, was Gott will
und Gott im Leben dienen
stets gläubig, treu und still.

O Schutzpatron, St. Gangolf,
du wahrer Edelmann,
du littest, halfst den Armen,
den Blick stets himmelan.
Nun schütze die Gemeinde,
vom Zeitgeist halt' sie frei,
die Eheleute segne,
in Not steh' ihnen bei!

O Heiliger des Betens,
aus festem Gottvertraun,
dem großen Gott zu Ehren
ließt du ein Kloster baun,
bitt' nun an Gottes Throne,
zum Beten uns hinwend,
und führ uns in den Himmel,
wo jeder lobt ohn' End!

Text: Otto Mansion (1992)
Melodie: Melchior Teschner (1613)

St. Gangolf Fahne

St. Gangolf Fahne


Übergabe und Einsegnung der neuen St.Gangolffahne durch Herrn L.G. von Boch, Enkeltöchter und Pfarrer Maas am 19.06.2016

Weitere Informationen zur Pfarrgemeinde und zur Kirche St. Gangolf finden Sie auf den Seiten der Pfarrei St-Gangolf-Besseringen.

 

Hier geht´s zur Chronik von St. Gangolf

St. Gangolf DVD Über die Geschichte des Klosters informiert eine professionell gemachte DVD "St. Gangolf, Kleinod an der unteren Saar".
Die DVD ist im Pfarrbüro in Besseringen zum Stückpreis von 10 € (zzgl. Versand) erhältlich.
Interessenten melden sich bitte per Mail unter Angabe von Adresse und Kontaktdaten.
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