Linsenanbau in Besseringen -
Ableitung des Spitznamens
"Linsenfresser"
Linsen, Erve, Linsenerve, (Lat.: lens culinaris, engl.: lentil, franz.: lentille).
Die Linsen gehören zu der Familie der Schmetterlingsblüter (Leguminosae oder alt Fabaceae). Sie werden schon seit fast 10.000 Jahren in Ägypten und Kleinasien bis Afghanistan angebaut. Sie gehören zu den Hülsenfrüchten und zählen durch den hohen Eiweiß- und Kohlenhydratgehalt in vielen Ländern zu den Grundnahrungsmitteln. Nebenbei sind Linsen sättigend, wohlschmeckend und günstig. Linsen gehören zu den ältesten Kulturpflanzen der Menschheit. Zu Zeiten des Römischen Reichs galt als Handelszentrum und Hauptanbaugebiet für Linsen die Stadt Phacusa. Sie wurde von den Römern "Lentulus" getauft. Von den Linsen, die wiederum ihren Namen nach der Stadt erhielten, importieren die Römer Unmengen in ihr Heimatland. Heute werden sie für den europäischen Markt hauptsächlich in Spanien, Russland, Chile, Argentinien, USA, Kanada und Vorderasien angebaut.
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Linsen werden nach Farbe und Größe unterschieden. Die häufigste Sorte ist
die Tellerlinse. Sie hat eine Größe von 5 bis 7 mm Durchmesser. Im Geschmack
sind allerdings die kleinen Linsen besser. Sie haben einen höheren Schalenanteil
und in der Schale sitzen die für den typischen Geschmack ausschlaggebenden Aromastoffe.
Linsen werden ganzjährig gehandelt. Dabei werden sie geschält oder ungeschält
als Trockenware bzw. bereits gegart und gewürzt in Dosen verkauft. Man unterscheidet:
Tellerlinsen (ockergelb und flach mit einem langen strichförmigen Nabel), Berglinsen
(braungrün gefärbt, feste Schale, würzig und nussiger Geschmack, behalten nach
dem Kochen Konsistenz) , Puy-Linsen (kleiner und rundlicher, schiefergrau gefärbt,
schmecken nussig bis pfeffrig, vielseitig einsetzbar, bleiben auch beim Garen
in Form) und Rote Linsen (auch Dahl-Linsen genannt - ohne Schale, daher
geringerer Nährstoffgehalt, kurze Kochzeit, mehlige Konsistenz, zerkochen leicht,
dabei verändert sich Farbe von rot zu orangegelb, milder Geschmack, gut geeignet
für Suppen und Pürees).
Ungeschälte Linsen schmecken intensiv und haben
kräftiges Aroma, denn Geschmackstoffe sitzen vor allem in der Schale. Je kleiner
die Linsen, desto kräftiger das typische Aroma (wegen hohem Schalenanteil).
Geschälte Linsen haben nur leichten Linsengeschmack.
Linsen enthalten vor
allem Eiweiß, wenig Fett, Kohlenhydrate, Ballaststoffe, Vitamin B1, Vitamin
B2, Vitamin B6, Niacin, Folsäure, Pantothensäure, Mineralstoffe, Natrium, Kalium,
Magnesium, Calzium, Eisen, Zink und Phosphor.
Ideal ist ihre Nährstoffkombination aus pflanzlichem Eiweiß, Kohlenhydraten und geringem Fettgehalt (Nährwert). In Kombination mit Milch, Eiern oder Getreide liefern Hülsenfrüchte hochwertiges Eiweiß, dass Fleisch ersetzen kann. Der hohe Gehalt an wertvollen B-Vitaminen ist gut für Nerven und Gehirnzellen. Der geringe Natriumgehalt bei gleichzeitig hohem Kaliumwert ist hervorragend für eine kochsalzarme Ernährung bei Bluthochdruck! Linsen haben einen hohen Puringehalt und sind daher allerdings für Gichtkranke nicht geeignet.
Linsen sind sättigend und enthalten viele Ballaststoffe, vor allem in der Schale. Geschälte Linsen schmecken milder und sind leichter verdaulich.
In Besseringen wurden Linsen noch bis vor einigen Jahrzehnten in größeren
Mengen angebaut. Sie dienten als wohlschmeckende Linsensuppe vor allem den Fabrik-,
Gruben-
und Hüttenarbeitern als Nahrung auf der Arbeit. Transportiert wurde die (steife)
Suppe im "Henkelmann". Von diesem Eßgeschirr abgeleitet wurde der
Begriff "D:eppches" (Bezeichnung sowohl für das Topfgeschirr als auch
für den, der daraus aß). Und weil in der Region jedes Dorf einen Spitznamen
hat, nannte man die Besseringer wegen Ihrer Linsenvorliebe halt "Linsenfresser". Dieser Spitzname
hat sich bis heute gehalten und die 1989 gegründeten Radfahrfreunde haben diese Bezeichnung
sogar in ihren Vereinsnamen aufgenommen. An die Tradition des Linsenanbaues
im Ort erinnert auch das seit 1981 jährlich am ersten Septemberwochenende stattfindende
"Linsenfest" mit seiner das Dorf repräsentierenden "Linsenkönigin".
Wenn
ein Fremder seinen Wohnort nach Besseringen verlegt, so hat er sich noch heute der Einbürgerungsprozedur der "Linsentaufe" zu unterziehen.